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Lesetagebuch: One Piece

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Das hat Spaß gemacht! Wie ich bereits schrob, nehme ich mir schon lange vor, meine sträflichen Lücken in der Kunstform Manga und Anime zu schließen. Das wusste auch der Weihnachtsmann, weswegen er mir den Sammelschuber mit den zwölf ersten Bänden der Piratenmangaserie One Piece unter den Tannenbaum legte.

Selbstironische Piratenfantasy

Die Handlung ist flott erzählt: Der kleine Monkey D. Ruffy1 will unbedingt Pirat werden. Mehr noch, Piratenkönig soll es sein und er will den legendärsten aller Piratenschätze finden, den so genannten One Piece. Doch obwohl er sich tapfer eine Narbe ins Gesicht ritzt, wollen ihn die Piraten, die gerade im Dorf zu Besuch sind, nicht mitnehmen.

Selbst als er versehentlich eine Zauberfrucht verputzt, die ihn in einen Gummimenschen verwandelt,2 ziehen sie ohne ihn weiter. Immerhin gibt’s den Strohhut des Kapitäns für ihn. Als junger Erwachsener macht Ruffy sich dann alleine auf, das feste Ziel vor Augen: Er findet eine Mannschaft und ein Schiff, sucht mit ihnen den One Piece und wird Piratenkönig. Nicht zwingend in genau der Reihenfolge.

Also gilt es in den ersten zwölf Bänden, ein Crewmitglied nach dem anderen zu rekrutieren, auf dem Weg fiese Gegner zu überwinden, um schlussendlich die eigentliche Suche nach dem titelgebenden Schatz antreten zu können.3 Tatsächlich als Piraten tätig waren die Helden dabei im Übrigen nicht ein einziges Mal und ich nehme stark an, dass sie in der gesamten Serie kein Handelsschiff aufbringen und kein Fischerdorf plündern werden. Aber mit solchen Details geben sich Piratengeschichten bekanntlich nur selten ab.

Wiederkehrende Dramaturgie

Da ich wie gesagt ganz knapp aus der vorgesehenen Zielgruppe raus bin,4 erscheint mir die wiederkehrende Dramaturgie mit stets neuen unüberwindlich scheinenden Widersachern manchmal etwas eintönig.  Erst nach seitenlangen – aber zugegeben sehr kurzweiligen – Kämpfen gelingt es den Helden, den Schurken du jour zu überwinden, natürlich stets nachdem man ihm zuvor beinahe unterlegen war.

Gleiches gilt für die aufeinanderfolgenden Rekrutierungen, die immer einem ähnlichen Schema folgen. Hier ist jedoch wie an vielen anderen Stellen der Einfallsreichtum des Schöpfers Eiichirō Oda zu erkennen. Denn der Plot jeder dieser Nebenfiguren folgt gut erkennbar dem klassischen Vorbild der Heldenreise – im interessanten Gegensatz zur Hauptfigur selbst. Denn während Ruffy ohne Zögern, ohne Kümmernis und ohne erkennbare Motivation loszieht, kostet es jedem seiner späteren Mitstreiter große Überwindung, sich ihm anzuschließen. Sie alle werden von düsteren Dämonen und tragischen Schicksalen gequält und angetrieben. Ganz großes Kino.

Charakterstarke Crew

Somit sind die Nebenfiguren fast am spannendsten. Jedes von Ruffys späteren Crewmitgliedern bekommt eine komplexe und spannende Hintergrundstory verpasst und sie sind allesamt alles andere als glatte Helden. Fast am interessantesten kommt dabei die Navigatorin Nami daher, die dabei keineswegs die Rolle des Love-Interests übernimmt und auch sonst erfrischend unklischeehaft dargestellt wird. Weibliche Figuren sind zwar auch bei One Piece dramatisch in der Unterzahl, die wenigen, die auftauchen, erscheinen bislang aber größtenteils recht souverän und selbständig. Ich würde fast sogar sagen, dass der Bechdel-Test ansatzweise erfüllt ist, wenn Nami und ihre Schwester sich miteinander unterhalten.5

Fantastisches Szenario

Der absolute Star des Mangas ist jedoch das unglaublich einfallsreiche Fantasy-Piraten-Szenario. Auf sowas steh ich ja.

Wir befinden uns auf einer Welt, die fast vollständig von Wasser bedeckt ist – abgesehen von dem schmalen Ring-Kontinent “Red Line”, der den Planeten einmal diagonal umgürtet, und unzähligen teils winzigen Inseln. Genug Platz also für Piraten und andere Seefahrer, um sich auszutoben.

Die eigentliche Musik spielt auf der “Grand Line”, einem mysteriösen Strömungs-Band, das senkrecht zur “Red Line” um die Welt führt. Das ganze ist angefüllt mit einer ganzen Menge Magie, mit unzähligen Fabelwesen, Seemonstren und sonstigen Absurditäten. Man begegnet Fischmenschen und anderen Chimären, schwimmenden Restaurants und bewohnbaren Riesenwalen – und das ist erst der Anfang.

Doch, das hat richtig Spaß gemacht, der nächste Sammelschuber steht bereits ganz oben auf meinem Wunschzettel. Da die Serie seit Ende der 90er Jahre unverdrossen weiterläuft und aktuell über 1.000 Kapitel in über 100 Bänden umfasst, werde ich noch lange meine Freude daran haben.

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  1. Ja, im angelsächsischen Raum heißt er “Luffy”, ist eine Transkriptionssache.
  2. nicht ganz die Mister-Fantastic-Nummer aber fast
  3. Die, so viel habe ich schon aufgeschnappt, bis zum heutigen Tage offenbar erfolglos ist.
  4. höchstens zwei, drei Jahrzehnte
  5. für die Dauer eines Panels vielleicht
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